LOST & FOUND

Małgorzata Markiewicz & Julia Medyńska

Vernissage: 26. März,  18 Uhr
in der Modulgalerie Nürnberg
 26. März 2022 – 26 Juni 2022

 

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JULIA MEDYŃSKA
MAŁGORZATA MARKIEWICZ
LOST & FOUND by HOUSE OF MICE

Ausstellungseröffnung
am 26. März um 18 Uhr, in der Modulgalerie Nürnberg
kuratiert von Dr. Chiara Seidl und Kasia Prusik-Lutz im Rahmen des internationalen Projektes
„Project UNLOCKED“

Lost & Found

Zentraler Angelpunkt der Ausstellung ist ein Werkkomplex bestehend aus Objekten, die verloren waren, zu neuem Gebrauch fanden und anschließend in Kunst umgeschaffen wurden. Die innerhalb der modernen Schließfach-Galerie im Zentrum Nürnbergs gleichsam in einer Wunderkammer installierten Arbeiten werfen Fragen an die Besucher auf: Welche Geschichten liegen hinter den Objekten? Mit wem waren sie vor ihrer Trennung verbunden? Und welche Bedeutung vermitteln heute in ihnen?

In seiner skulpturalen und malerischen Umsetzung beschäftigt sich das polnische Künstlerinnenkollektiv „House of Mice“ mit einer langen Tradition rund um die Faszination von Aufbewahrung und Ausstellung kostbarer Raritäten. Was bedeutet es zu sammeln? Was kann überhaupt gesammelt werden und wo stößt diese Passion an ihre Grenzen? Allegorisch anmutende Gemälde sowie Erzählungen in Text und Audio ergänzen das installative Werk.

Modulgalerie Kunst im Fach
Alte Gepäckschließfächer in der Lorenzer Passage wurden umgebaut und mit neuen Funktionen versehen. Insgesamt 48 Schließfächer bilden einen zusammenhängenden Raum, in dem die einzelnen Module mit jeweils einer 1-Euro – Münze entriegelt werden können. Nach Öffnung können die Besucher entscheiden, ob die Münze gespendet oder zurückerhalten werden soll. Die ausgestellten Werke sind außerdem käuflich zu erwerben.

Mehr Informationen hierzu bitte unter:

www.project-unlocked.com
www.krakauer-haus.de
www.csartpartners.com
www.house-of-mice.com

 

Kunst in 48 Fächern:

Foto: @prusik-lutz

„Lost&Found“  Vernissage der Ausstellung von Małgorzata Markiewicz und Julia Medyńska

von Dr. Chiara Seidl

Lost & Found, auf Deutsch gesagt Verloren und wieder gefunden, so nennt sich die vor Ihnen befindliche Ausstellung in der Modulgalerie. Jetzt gleicht die Galerie einer Wunderkammer, doch hat sie früher keine Kuriositäten beherbergt, sondern Taschen, Rucksäcke und andere Gegenstände, die die Nürnberger während eines Aufenthalts in der Innenstadt in den ehemaligen Schließfächern verstauen konnten. Nun aber stellt das polnische Künstlerinnenkollektiv „House of Mice“ erstmals in der umfunktionierten Galerie aus. Zwei Künstlerinnen haben sich zum Kollektiv „House of Mice“ verbündet: Julia Medynska und Malgorzata Markiewicz, die beide aus unterschiedlichen Verhältnissen stammen, aber starke Gemeinsamkeiten in ihren persönlichen Erfahrungen in ihrer Heimat Polen fanden. Im Rahmen eines im Jahr 2020 initiierten internationalen Projektes „Project UNLOCKED“ erarbeiteten Medynska und Markiewicz eine Werkserie für ihre beiden Nürnberger Ausstellungen, die Sie nun in der Modulgalerie und im Krakauer Haus bestaunen können. Als Kuratorin fungierte die in Nürnberg geborenen Kunsthistorikerin Dr. Chiara Seidl. Die Ausstellung können Sie noch bis zum 26. Juni erkunden und alle Werke stehen auch zum Verkauf.

Aber jetzt gucken Sie doch mal rein! Es geht ganz einfach: Eine 1-Euro Münze eingeben und Schließfach öffnen.

Was aber sehen wir hier eigentlich vor uns?
In seiner skulpturalen und malerischen Umsetzung beschäftigt sich das Künstlerinnenkollektiv mit einer langen Tradition rund um die Faszination von Aufbewahrung und Ausstellung kostbarer Raritäten.
Wunderkammern, Kunstkammern oder auch Kunstkabinette entstanden vor allem in der Spätrenaissance und werden als Vorläufer des Museums bezeichnet. Sie beherbergten repräsentative Sammlungen vor allem naturwissenschaftlicher und kunsthandwerklicher Objekte wie beispielsweise Muscheln, Kristalle, Korallen, aber auch Narwalzähne, Erdgloben und Goldschmiedearbeiten. Inspiriert von diesen fürstlichen Kabinetten, erfahren Sie hier eine

zeitgenössische Umsetzung dieses historischen Themas. Ausgestellt sind Skulpturen ineinander verschränkter Handschuhe, und Gemälde menschliche anmutender Leiber, die sich in Gläser zwängen, um aufbewahrt zu werden.
Was also bedeutet es zu sammeln? Und, was kann überhaupt gesammelt werden und wo stößt diese Passion dann letztendlich an ihre Grenzen?

Malgorzata Markiewicz beschäftigte sich in der Ausarbeitung ihrer Skulpturen vor allem mit Objekten, die verloren waren, zu neuem Gebrauch fanden und anschließend in Kunst umgeschaffen wurden.

Beispielsweise: Ein einsamer Handschuh. Verloren von jemandem und ein Verlust für jemanden; getrennt durch Unachtsamkeit, Vergesslichkeit, vielleicht aber auch eine bewusste Entscheidung, sich zu trennen, loszuwerden. Man stellt sich die Frage: Welche Geschichten liegen hinter den Objekten? Mit wem waren sie vor ihrer Trennung verbunden? Und welche Bedeutung haben sie heute?

Handschuhe, ein textiles Hilfsmittel zum Bedecken der Hände ihrer Besitzer. In der Tat ungewöhnlich als Objekt der Kunst. Die Handschuhe, die, aus welchen Gründen auch immer, in den Straßen der Stadt, in Parks, Bars, auf den Fluren von Schulen, auf den Sitzen von Bussen, auf Spielplätzen und an so vielen anderen Orten zurückgelassen wurden, machten der Künstlerin Malgorzata Markiewicz bewusst, dass auch das, was wir gemeinhin als Gebrauchsgegenstände bezeichnen, ein Eigenleben hat und dass es verdient, dieses Leben fortzusetzen. Das Bedürfnis, geschätzt und gepflegt zu werden, ging stark von den Objekten selbst aus. Und dieser Ruf war für sie unwiderstehlich. Deshalb fügte Markiewicz sie zu neuen Paaren zusammen: männlich und weiblich, teuer und günstig, mit Markennamen und handgestrickt. So bekamen sie die Chance auf ein neues Leben und begannen in ihren neuen Beziehungen zu funktionieren. Ein „Paar“ kann sich deshalb sowohl auf Menschen als auch auf Gegenstände beziehen, die auf eine bestimmte Art und Weise miteinander verbunden sind. Wer sagt denn, dass sie identisch sein müssen? Auf einzigartige Weise vermitteln die Skulpturen von Markiewicz Empfindungen und Überlegungen zu Beziehungen, gegenseitigen Abhängigkeiten und Wertesystemen.

Die kleinformatigen Gemälde von Julia Medynska zeigen die unterschiedlichsten und kuriosesten Gegenstände, die gesammelt werden können. Inspiriert durch die klassische Tradition der Wunderkammern, die sich dem Zweck verschrieben, universale Zusammenhänge darzustellen, beschäftigt sich die Künstlerin auf humorvolle Weise mit der Idee der Aufbewahrung. Haben Sie schon mal Menschen in Gläsern gesehen? Oder andere Tiere und Gestalten, die normalerweise gar nicht in Glasbehälter passen würden? Wohl kaum! Medynska möchte zwar keine neue Weltanschauung vermitteln, möchte aber wohl auf ironische Weise die Ordnung der Welt hinterfragen, in der wir klassifizieren, hierarchisieren und durch systematische Grenzsetzungen uns in Systeme zwängen, die die Gesellschaftsmaschine am Laufen halten.

Diesen Konzepten liegen Überlegungen zugrunde, die vor allem Fragen aufwerfen: Warum wollen Menschen eigentlich immer etwas aufbewahren? Warum stellen wir etwas aus – sowohl zum öffentlichen wie auch zum privaten Gebrauch? Haben wir Angst vor Verlust? Oder ist es die Anziehungskraft eines fremden Besitzes, die uns dazu anregt Dinge zu bewahren und zu zeigen?

Tauchen Sie ein in eine moderne Umsetzung eines historischen Kabinetts, in dessen Schließfächern sich groteske Kreaturen befinden und verlorene Gegenstände zu neuen Leben erweckt werden.

26. MÄRZ, 18 Uhr MODULGALERIE

25. MÄRZ, 18 Uhr KRAKAUER HAUS

TEILNEHMENDE KÜNSTLER:

Foto: @Grzesiek Mart

Foto: @Grzesiek Mart

Foto: @Dominik Tiefenthaler

Foto: @Dominik Tiefenthaler

Foto: @Barbara Varjacic

Foto: @Barbara Varjacic