über uns

Modulgalerie – Kunst im Fach

ist ein Projekt der Künstlerin Kasia Prusik-Lutz und des Künstlers Olaf Prusik-Lutz.

Die Galerie befindet sich in der Passage der Lorenzkirche, die zur U-Bahn-Station U1 führt
und ist rund um die Uhr geöffnet.
Um sie zu besuchen, müssen Sie eine 1-Euro-Münze mitbringen, die Sie nach dem Besuch der Ausstellung zurückbekommen.

Das Projekt wurde im Rahmen des Symposion Urbanum 2021 realisiert.
Die Autoren des Projekts kuratieren Ausstellungen in der Galerie, zu denen sie sowohl renommierte Künstlerinnen und Künstler als auch solche einladen, die gerade erst ihre Karriere beginnen.
Die Vernissagen finden alle vier Monate statt.

Olaf Prusik Lutz

Künstler

2001 – 2010 Studium an der  Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg
und an der Akademie der Schönen Künste in Krakau .
Meisterschüler bei Prof. Peter Angermann, Akademie der Bildenden Künste Nürnberg.

2010-2012 studierte Bildnerisches Gestalten und Therapie an der Akademie der Bildenden Künste in München

Maler, Kunsttherapeut und Pädagoge.

Autor und Kurator der Galerie im öffentlichen Raum Modulgalerie – Kunst im Fach (seit 2021),

Seine Werke waren bislang in Deutschland, Tschechien, Griechenland, Polen, Italien, Kroatien und Ungarn ausgestellt.

 

www.prusik-lutz.com

Kasia Prusik Lutz

Künstlerin

Studierte von 2003 bis 2010 an der Akademie der Schönen Künste in Krakau Malerei bei Professor Andrzej Bednaczyk und Professor Adam Brincken. Nach dem Erwerb des Diploms wechselte sie nach Nürnberg, um an der Akademie der Bildenden Künste, zunächst bei Professor Peter Angermann und anschließend bei Professorin Eva von Platen, zu studieren.

Malerin, Autorin von Illustrationen, Plakaten, künstlerischen Projekten im öffentlichen Raum.

Kunststipendiatin des DAAD (2011-2013), Freie Kuratorin im Kulturzentrum Krakauer Haus ( seit 2016), Autorin und Kuratorin der Galerie im öffentlichen Raum Modulgalerie – Kunst im Fach (seit 2021),

Ihre Werke waren bislang in Deutschland, Tschechien, Griechenland, Polen, Italien, Kroatien und USA ausgestellt.

www.prusik-lutz.com

Ein Projekt der Stadt Nürnberg im Rahmen des Symposion Urbanum

In Zusammenarbeit mit:

Jaht 2019 und die erste Pläne für die Galerie mit dem bildenden Künstler Artur Wabik
Foto: K.Prusik-Lutz

Das Konzept

Die Idee entstand aus der Recherche einen Ort in der Stadt zu finden, der auf natürliche Weise in eine Interaktion mit der Kunst einbezieht.
Alte und inzwischen nicht wahrgenommene Gepäckschränke boten so einen freundlichen Ort.
Einerseits befinden sie sich im öffentlichen Raum und sind für jeden Fußgänger, der durch die Stadt geht, leicht zu erreichen.
Andererseits boten sie einen Raum, der so geschlossen ist, dass die Kunst dort keinen Schäden durch wechselnde Witterungsbedingungen oder zufälligen Vandalismus ausgesetzt ist, und dabei nichtmonumentale Formen annehmen muss.

Die 48 Fächer bilden einen zusammenhängenden Raum, der aus Modulen besteht.
Jedes Modul ist unabhängig und kann als geschlossene Ausstellungsfläche funktionieren oder Konstellationen mit anderen Modulen bilden und als Teil eines größeren 48-teiligen Puzzles dienen.
Das Ausstellungskonzept basiert auf diesem modularen Phänomen.
Die Galerie ist ein Raum, in dem der einzelne Künstler, das Kollektiv oder die Gruppe in Beziehung treten können.
Die Ausstellung kann linear oder polyphon gelesen werden oder abwegig die Erwartungen des Betrachters dekonstruieren.

Unsere Geschichte

Im Januar 2019 entdeckten wir zusammen mit unserem Freund, dem Krakauer Straßenkünstler

Artur Wabik, eine vergessenee Schliessfächer..
Einige Monate später unterbreiteten wir der Stadt Nürnberg die Idee, den Standortzu einer Galerie umzugestalten.
Im Jahr 2020 nahm der Kunstbeirat die Idee auf und sicherte sie finanziell ab.
Das Hochbauamt übernahm das Projekt, dessen Realisierung auch von der VAG sehr unterstützt wurde.

Von Januar bis Oktober 2021 wurden Arbeiten durchgeführt, um den alten Schliessfächer seiner neuen Funktion anzupassen.
Das Hochbauamt hat das Projekt von Anfang an betreut und ist nun die für die Galerien zuständige Stelle.

Wir möchten uns ganz herzlich für die Unterstützung und die gute Energie von Menschen und Unternehmen bedanken, ohne die das Projekt nicht möglich wäre:
Die Firma Hess Automaten, die mit großer Kreativität und Verständnis für das Thema die alten Schränke so umbaute, dass die Galerie funktionieren konnte.
Artur Wabik für den ersten Anstoß und die mentale Unterstützung,
Andreas Wissen für Ratschläge und Taten,
Ausra Grabner für diese Website,
Wojtek Krzempek für sein Engagement und seine Unterstützung bei den Arbeiten, die wir nicht mehr bewältigen konnten,
und unseren Freunden, den Künstlern, die unsere Entscheidungen kritisch kommentierten und halfen, Lösungen zu finden.

DANKE!
Kasia Prusik – Lutz  &  Olaf Prusik – Lutz

Eröffnung 2021

 

Eröffnungsrede von Susann Scholl

für die Modulgalerie – Kunst im Fach von Kasia und Olaf Prusik-Lutz, 29.10.2021 

 

Die Installation der Modulgalerie ist eingebettet in das Projekt Symposion Urbanum Nürnberg, das anlässlich des 50. Jubiläums das Bildhauertreffen von 1971 würdigt. Auch Kasia und Olaf Prusik-Lutz waren fast von Anfang an in das Projekt involviert; in den Vorbereitungen für die Ausstellung „In Situ? Über Kunst im öffentlichen Raum“ haben wir sie gebeten, für die Kunsthalle eine Wandzeichnung anzufertigen, die die Werke von 1971 in einer konzentrierten Komposition vereint. 

Wenn man die heute noch erhaltenen 26 Werke von 1971 mit der neu entstandenen Modulgalerie vergleicht, sieht man sehr anschaulich, wie sich die Kunst, die für den öffentlichen Raum bestimmt ist, in den letzten 50 Jahren entwickelt hat. Anhand von drei Aspekten möchte ich diese Entwicklung von den ersten Gehversuchen der zeitgenössischen Kunst im Außenraum im Vergleich zu heute aufzeigen: 

1.) Die meisten Arbeiten von 1971 wären auch in einem Museumsraum gut aufgehoben gewesen; viele Künstler haben damals zunächst einmal allein die Dimensionen dem öffentlichen Raum angepasst. Sehr schön ist dies bei Ansgar Nierhoff oder Hiromi Akiyama zu beobachten; zwei Künstler, die damals zeitgleich ganz ähnliche Werke für den Innenraum – für den Ausstellungsraum – konzipiert haben. 

Dagegen nimmt die Modulgalerie von einem Ort Besitz beziehungsweise funktioniert einen Ort um, der seit fast vierzig Jahren zu einem Teil der Stadt gehört. Die Installation bezieht die ursprüngliche Funktionsweise der Gepäckfächer mit ein und funktioniert in seiner Idee deshalb genau hier, an diesem Ort. Sie werden feststellen, dass der Retro-Charme, den die ehemaligen Gepäckfächer ausstrahlen (bei dem auch manchmal etwas hakt und klemmt), ein besonderes Erlebnis darstellen. Das Werk nimmt diese Eigenschaften zur Grundlage: als ein vertrautes Element im öffentlichen Raum beinhaltet es dennoch etwas überraschend Neues. 

2.) Damit komme ich zum zweiten Punkt im Vergleich mit den Symposions-Werken: nämlich zu den Orten, an denen die Skulpturen 1971 installiert wurden. Neben zentralen Plätzen in der Innenstadt waren diese zu einem großen Teil Neubauten zugeordnet, die durch die Kunst geschmückt und aufgewertet werden sollten und damit eine klassische Kunst-am-Bau-Aufgabe erfüllten. Die nüchterne Nachkriegs-Architektur sollte mit der Kunst um ein sinnliches Element bereichert werden. Als Beispiele lassen sich die – heute nicht mehr existierende – Skulptur von Raffael Benazzi im Plobenhof heranziehen oder die Werke der japanischen Bildhauergruppe in Langwasser. 

An welchem Ort befinden wir uns hier? Die Passage, die zur U-Bahn führt oder als Durchgang genutzt wird, wird zwar täglich von unzähligen Passanten durchquert, lädt aber nicht zum Verweilen ein. Sie ist eher ein Nebenschauplatz als ein prominenter Eyecatcher der Stadt. Ähnlich wie 1971 ist auch hier eine Aufwertung durch die Kunst gewünscht, aber nun von einem Ort, der bereits eine Geschichte und Funktion im städtischen Raum innehat. Und so sind es hier auch nicht die Bauträger, die das Kunstwerk begleitend in Auftrag gegeben haben, sondern Kasia und Olaf selbst traten mit der Idee an die Stadt heran, genau an diesem Ort ein Kunstprojekt zu realisieren. Ich bin ganz sicher, dass die Modulgalerie diesen ungastlichen Ort positiv umwerten wird und um einen Ausstellungsraum erweitert, der wie alle Kunstwerke im öffentlichen Raum sowohl kostenfrei als auch Tag und Nacht zur Verfügung steht. 

3.) Bereits vor 50 Jahren war der Ansatz, mit der Kunst in den öffentlichen Raum zu gehen, von einem starken Demokratiegedanken getragen. Man wollte Kunst für jede Bevölkerungsschicht zugänglich machen. Eine tatsächliche Teilhabe an den Kunstwerken war allerdings kaum gegeben, weder bei der Durchführung des Symposions noch war sie in den Konzepten der Skulpturen selbst angelegt. Lediglich die kinetischen und modularen Plastiken von Günter Tollmann oder Nicola Carrino forderten von den Betrachterinnen und 3 

Betrachtern (in beiden Fällen von den Schulkindern, für deren Schulhofgelände die Plastiken errichtet worden waren) ein aktives Mitmachen – verhielten sich dabei aber noch recht sperrig: sie waren zu schwer, zu scharfkantig oder schwer erreichbar. 

Die Modulgalerie funktioniert dagegen nur durch die Teilnahme der Passanten; sie bezieht diese sogar aktiv in das Konzept mit ein: Die 48 Fächer müssen mittels einer 1-Euro-Münze bewusst geöffnet werden; sodann hat jede Betrachterin und jeder Betrachter die Möglichkeit, sein eigenes Ausstellungserlebnis zu gestalten, Fächer entweder simultan zu öffnen oder nacheinander zu einem Ausstellungsparcour aufzureihen. Kasia und Olaf beziehen dieses Moment in die Präsentation mit ein: Wie in vielen ihrer Werke fügen sie auch hier den Darstellungen ein narratives Element ein, so dass sich im Nebeneinander oder Nacheinander inhaltliche und assoziative Bezüge ergeben können. Oder es lassen sich wie bei einem Memory-Spiel verwandte Motive ganz zufällig entdecken. Die einzelnen Fächer funktionieren dabei wie kleine Bühnen. Sie zeigen einen frontal ausgerichteten Raum, der – wie im Theater – ausgeleuchtet ist und in denen sich die Geschichten entfalten können. 

Kasia und Olaf haben die Modulgalerie nicht nur konzeptuell entwickelt – sie haben sich im wahrsten Sinne des Wortes selbst in die Galerieräume hineinbegeben. In zwei Zeichnungen, die Kasia und Olaf in hockender Pose zeigen, haben sie sich in die kleinen Ausstellungsräume regelrecht hineingezwängt. Wobei unklar bleibt, ob die zusammengekauerte Körperhaltung aufgrund des geringen Raums eingenommen wird oder eine Gemütsstimmung wiederspiegelt. In den anderen Fächern sind sie – Alice im Wunderland gleich – im Miniaturformat in die Räume eingezogen und tauchen wiederholt in unterschiedlichen Posen in den Fächern auf. Was hier gleichsam als Graffito à la Banksy erscheint, ist ein von dem Künstlerpaar bewusst inszeniertes Spiel mit Blickrichtungen, Größen und Proportionen. Wenn die kleine Kasia-Figur ein Gemälde mit einem Motiv betrachtet, das wiederum Kasia zeigt, so eröffnet dieser Verdoppelungseffekt ein faszinierendes Spiel mit den verschiedenen Realitäten. Es wird zu einer Reflektion über Bild und Abbild, über Original und Reproduktion, über zweidimensionale Bildfläche und dreidimensionalen Bildraum. 

In der Themenwelt von Alltäglichem und Absurdem entspinnt sich ein inhaltlicher roter Faden, der das eigene Künstlertum zur Grundlage nimmt. Kasia und Olaf stellen in den 48 Fächern ihr bildnerisches Schaffen aus, und thematisieren gleichzeitig das Ausstellen als solches. Leinwände stehen im Raum oder hängen an Wänden und inszenieren klassische Ausstellungssituationen. Mobiliar und Objekte, wie der Kaktus im Topf oder ein einzelnes, hoch aufgerichtetes Wattestäbchen, lassen die Frage aufkommen, ob diese selbst Kunstwerke sind oder eher als Modelle für die Künstlerin und den Künstler dienen. So oder so wohnt den objekthaften Dingen häufig ein Eigenleben inne, das den Betrachter*innen mit Leichtigkeit und Humor entgegentritt. Das Künstlerpaar zeigt sich hier beim Kunstbetrachten und wird gleichzeitig wiederum von uns betrachtet, sodass wir in dieser Bild-im-Bild-Situation und auch durch die Größenverhältnisse schon fast die Rolle der omnipräsenten Beobachter*innen einnehmen, deren Blicken die Künstler nicht entkommen können. 

Damit ist es eine sehr persönliche Schau geworden, mit der Kasia und Olaf Prusik-Lutz die Modulgalerie als neues Werk im öffentlichen Raum in Nürnberg starten und ich wünsche Ihnen nun ebenso viel Freude, die Bilder hinter den Schließfächern zu entdecken, wie ich sie selbst hatte. 

Susann Scholl

Art Magazine KUNSTNUERNBERG 2023

 

Interview von Alexander Racz von der Redaktion vom Art Magazine Kunstnuernberg.

EIN GESPRÄCH MIT KASIA PRUSIK-LUTZ ÜBER DIE MODULGALERIE IM U-BAHNHOF LORENZKIRCHE

 

Foto: Modulgalerie

Alexander Racz: Wie kam die Idee zur Modulgalerie auf?

Kasia Prusik-Lutz: Vor fünf Jahren sind mein Mann Olaf Prusik-Lutz und ich mit Artur Wabik, einem Kollegen aus Krakau durch Nürnberg gelaufen. Wir sprachen dabei über Kunst im Öffentlichen Raum und dass es hier noch viele unentdeckte Orte gibt, die sich anbieten würde, um Kunst zu zeigen.

Zufällig liefen wir an den alten Schließfächern im U-Bahnhof Lorenzkirche vorbei, die sich in einem Eck, an einer „unsichtbaren“ Stelle befinden, wo eigentlich niemand hingeschaut hat. Wir sagten
spontan, diese Ecke wäre ein guter Ort für Kunst im Öffentlichen Raum. Einige Zeit später fragte ich bei der Stadt Nürnberg nach, ob man die Stelle bei den Schließfächern zumindest für eine kurze Zeit nutzen könnte. Die Reaktionen waren sofort optimistisch, da die Stadt Nürnberg eine Sanierung und Veränderung des U-Bahnhofs Lorenzkirche ohnehin vornehmen will. Im Rahmen des Symposium Urbanum bekamen wir für die Umsetzung eine Förderung, ohne die der Umbau der Schließfächer nicht möglich gewesen wäre. Von Anfang an war klar, dass wir die alten Schließfächer weiter nutzen wollten. Sie sollten nicht entfernt werden, um an die Wand ein dekoratives Blümchengraffiti zu sprayen.

Foto: Modulgalerie

 

 

Foto: Modulgalerie

Die Funktion des Schließfaches, als Ort, in dem man etwas versteckt oder aufbewahrt, sollte weiterleben. Früher haben die Leute in den Schließfächern Dinge vor den Zugriff anderer Menschen versteckt. Heute verstecken KünstlerInnen in den Schließfächern Arbeiten, die jedoch von den Passanten durch das Öffnen der Türen gefunden werden können. Die soziale Komponente des „Aufspürens“ oder „Spionierens“ ist eine lustige Seite der Modulgalerie. Von außen sollte die Modulgalerie schlicht aussehen und dazu beitragen, eine gewisse Ruhe in die hektische Passage zu bringen. Wir haben die Schließfächer schwarz gestrichen und die Nummern der Fächer mit leichtem Glanz betont. Das Innere der Schließfächer musste hingehen stark verändert werden. Die Beleuchtung, Elektrik und Sicherung der Schließfächer wurden neu eingebaut. Jedes der 48 Fächer hat eine Steckdose und kann als kleiner Raum künstlerisch bespielt werden. Die erste Ausstellung, die mein Mann Olaf und ich in der Modulgalerie zeigten, war auch so konzipiert, dass jedes Fach einen Raum nachbildete, in den man den Kopf stecken konnte und plötzlich in eine maßstabsgetreu nachgebildete Galerie blickte.

AR: Mit 48 Fächern kann man sicher sehr viele Ideen umsetzen.

KPL: Die Galerie selbst ist als Kunstobjekt konzipiert. Der Überraschungseffekt, die Nichtoffensichtlichkeit des Ortes der Präsentation von Kunst und Themen, die im Allgemeinen als unvereinbar mit der Umgebung gelten, ist Teil dieser Arbeit. Ebenso wie die Interpretationsmöglichkeiten des Objekts selbst und seines sich verändern den dynamischen und auf den ersten Blick unsichtbaren Teils, der hinter einer Metalltür verborgen ist. Die Art der Betrachtung des Werks (Öffnen eines Schranks oder aller auf einmal), die Interpretation im Kontext des Ortes und die Möglichkeit, sich zu lösen und durch das Miniportal – diese Metalltür – in eine andere Realität zu gelangen. Das alles war uns sehr wichtig. Ein Fach, das eine alte Sprechanlage beinhaltet, wird von uns als kuratorischer Lautsprecher verwendet, um Informationen zur aktuellen Ausstellung mitzuteilen. Das Lautsprecherfach darf aber auch von den KünstlerInnen für eine Audioarbeit genutzt werden. Man kann die Fächer einzeln bespielen, so dass in jedem Fach ein unabhängiges Kunstwerke zu sehen ist oder man verteilt ein zusammenhängendes Werk über alle Schließfächer. Die Ausstellung wäre im zweiten Fall erst vollständig besichtigt, wenn man alle Fächer aufgemacht hat.

Foto: Modulgalerie

 

 

Foto: Modulgalerie

AR: Wie öffnet man die Schließfächer?

KPL: Um die Galerie benutzten zu können benötigt man einen Euro. Damit kann man die schwarze Metalltür öffnen, die Kunst betrachten und nach dem Drücken des alten Münzrückgabeknopfs erhält man seinen Euro direkt wieder zurück.

AR: Welche Ausstellung habt ihr bisher in der Modulgalerie gezeigt.

KPL: In der ersten Ausstellung „Der Kopf passt ins Innere“, die am 29. Oktober 2021 eröffnet wurde, haben Olaf und ich die Schließfächer mit eigenen Arbeiten bestückt. Wir haben unserer Ateliers und Ausstellungsräume inklusive Kunstwerken und fünf Zentimeter großen Personen in den Fächern maßstabsgetreu nachgebaut.

Hierbei entstand ein spannendes Spiel mit den Proportionen. Es war möglich, ideale Räume im kleinem Maßstab zu bauen, die im originalen Maßstab nur mit viel Geld umzusetzen gewesen wären.

In den anschließenden Ausstellungen wurden KünstlerInnen eingeladen, um sich mit den Schließfächern künstlerisch auseinanderzusetzen. Alle vier Monate findet eine Ausstellung statt, die wir mit Hilfe einer Förderung des Hochbauamtes der Stadt Nürnberg, des Amtes für Internationale Beziehungen der Stadt Nürnberg und dem Krakauer Haus umsetzen. AR: Die aktuellen Ausstellung mit dem Titel „Treibstoff“ vereint ukrainische, polnische und deutsche KünstlerInnen. Um was geht es genau? KPL: Wir haben sechs KünstlerInnen, die aus Nürnberg, Krakau aber auch Charkiw in der Ukraine, einer Partnerstadt von Nürnberg, kommen. Die Planung zu einer Ausstellung mit ukrainischer Beteiligung begann schon vor dem Ausbruch des Krieges und natürlich hat der Krieg das Ausstellungskonzept völlig verändert.

Modulgalerie, Foto: Alexander Racz

 

 

Modulgalerie, Foto: Alexander Racz

Außerdem habe ich zwei weitere Kuratoren aus Krakau und der Ukraine eingeladen, was eine große Hilfe war. In diesem Fall haben wir zunächst das Konzept formuliert und dann dazu passende KünstlerInnen gefragt, ob sie teilnehmen möchten. Die Arbeiten funktionieren thematisch sehr zusammen, kommen jedoch aus sehr verschiedenen künstlerischen Perspektiven.

Es geht in der Ausstellung „Treibstoff“ um unserer Zeit, in der die Idee des Menschen als Mittelpunkt der Welt, um den sich alles dreht, für den alles gemacht ist, in Frage gestellt wird. Die ökologische Krise und der Krieg in der Ukraine treffen uns intensiv. Wir stellten uns auch die Frage, ob das Themen sind, die man mit Kunst im Öffentlichen Raum ansprechen soll bzw. darf.

Foto: Modulgalerie

 

 

Foto: Modulgalerie

AR: Welche Arbeiten haben die ukrainischen Künstler beigesteuert?

KPL: Beide Künstler Vadyslav Yudin und Kostiantyn Zorkin leben in Charkiw und sind dem russischen Angriff direkt ausgeliefert. Trotzdem können sie weiter auch künstlerisch arbeiten. Sie sind Bildhauer und Objektkünstler. Sie arbeiten mit Materialien wie Holz und Schnüren in erdigen Farben.

Die Arbeit „Sign Language“ besteht aus acht Händen, die aus Holz geschnitzt wurden. Die grob gearbeiteten Hände gehen in filigrane Vögelchen oder Tigerzähne über. Da der Künstler nicht an der Vernissage teilnehmen konnte, hat das Werk -„ Die Gebärdensprache” stumme Zeichen – für mich eine noch „lautere” Dimension bekommen In einer weiteren Arbeit wurden aus Schnüren menschliche Objekte geschaffen, die das Thema Körperlichkeit behandeln. Aus Krakau nehmen die zwei Künstlerinnen Marta Jamróg und Justyna Smoleń teil, die skurrile und gleichzeitig lustige Porzellanobjekte und Ikonen, die nicht Heilige, sondern die Natur abbilden, in der Modulgalerie versammeln. Außerdem sind noch die hier bekannten Künstler Adam Cmiel und Dashdemed Sampil dabei. Dashdemed zeigt digitale Bilder in den Fächern, die auf einem digitalen Bilderrahmen laufen und Adam zeigt seine fantastischen, postmenschlichen Landschaften.

AR: Vielen Dank für den spannenden Einblick in die Modulgalerie.

KPL: Vielen Dank, Alexander

 

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