TREIBSTOFF
ADAM CMIEL, MARTA JAMRÓG, DASHDEMED SAMPIL, JUSTYNA SMOLEŃ, VLADYSLAV YUDIN, KONSTIANTYN ZORKIN
Vernissage: FREITAG, 10. FEBRUAR , 18 Uhr
Einführung: OLGA KOMAROVA
Dauer der Ausstellung: 10.2. – 9.6.2023
Die Suche nach Treibstoff
Künstler_innen:
Adam Cmiel, Marta Jamróg, Dashdemed Sampil, Justyna Smoleń, Vladyslav Yudin, Kostiantyn Zorkin
Kurator_innen:
Kasia Prusik-Lutz, Mariia Varlygina, Artur Wabik
Die Suche nach Treibstoff
Zeit ist eine nicht erneuerbare Ressource. Was bedeutet es für die Menschheit, wenn die maximale Ausbeutung der Zeit erfolgt? Wenn die Dichte der Ereignisse, die Geschwindigkeit der Informationen, die überfüllte virtuelle Welt vor Überlastung explodieren? Kommt nicht der Moment, in dem sich die Kräfte, die diese Welt aufgebaut haben, erschöpfen werden?
Das Zeitalter des Anthropozäns nährt sich vom Perpetuum mobile des Menschen: dem immerwährenden Wunsch nach Steigerung des Wissens. Leider nimmt dieses Verlangen eine räuberische Form an, wenn es nur noch darum geht, zu erobern und die Kontrolle zu behalten. Über die Welt der Menschen, der Tiere, der Natur. Wir haben nicht bemerkt, als sich mit den Errungenschaften des Menschen die Ozeane mit vergiftetem Wasser zu füllen begannen, der Himmel sich verdunkelte und die Erinnerung sich mit dunklen Seiten füllte.
Die Welt flackert elektrisch, verängstigt uns mit Energiemangel und Hunger, nicht mehr mit metaphorischer, sondern mit realer Dunkelheit und Stille.
Der russische Einmarsch in die Ukraine Anfang 2022 hat weltweit eine Welle von Reaktionen ausgelöst. Unsere Generation prüft mit ihrem eigenen Leib, ihrem Leben, ihre menschlichen Werte, ihr Verständnis von Würde und Selbstbestimmung. Werden sie überleben? Wir haben eifrig nach Ressourcen gesucht, um die Welt zu erschaffen, und die Welt, die geschaffen wurde, braucht weiterhin Treibstoff. Werden wir genug Treibstoff in Form von Zeit, Liebe und Glauben haben? Was haben wir in unseren Händen und Herzen?
Text: Mariia Varlygina
Übersetzung: Katharina Uziel
Fotos: Prusik-Lutz
Einführungsworte zur Ausstellung, 10.02.2023
Olga Komarova
Was treibt mich persönlich? Warum stehe ich jeden Morgen um 7 Uhr auf und gehe aus dem Haus?
Und es ist die Vision von einer besseren Welt, von der Zukunft, auf die ich vielleicht einen Einfluss habe.
Was unterscheidet uns von anderen Lebewesen? Wir haben einen deutlich ausgeprägten Neocortex und somit die Vorstellungskraft. Wir können uns andere Welten vorstellen, die sich genauso real wie die Realität anfühlen. Und das ist gleichzeitig Fluch und Gabe. Denn nicht alle Visionen sind gut. Trotzdem ist beispielsweise Putins Vision nach der großen “Russischen Welt” für ihn genauso real, wie für uns die Vision nach einer freien, demokratischen und gleichberechtigten Gesellschaft.
Ich weiß nicht, ob diese Ausstellung Antworten liefern kann, aber sie kann uns verbinden und einen Anlass zur Kommunikation schaffen. Und das ist schon viel, denn um gemeinsame Visionen zu schaffen, müssen wir miteinander reden.
Fotos: Khristina Jalowa